Der erneute Anstieg der Inflationsrate in den USA bringt die amerikanische Notenbank zusehends unter Druck. Vor diesem Hintergrund hält sich die Kauflust an den Aktienbörsen in Grenzen. Positive Impulse erhoffen sich Investoren von der gestern gestarteten Firmenberichterstattungssaison in den USA. JPMorgan lieferte mit einem kräftigen Gewinnsprung im Q3 ein besser als erwartetes Ergebnis. Mit den Bilanzausweisen von Citigroup, Bank of America, Wells Fargo und US Bancorp bleiben die Banken im Mittelpunkt.
An der Wall Street sorgte der Anstieg der US-Verbraucherpreise im September für Zurückhaltung. Der Dow Jones Industrial trat auf der Stelle und ging gegenüber dem Vortag unverändert bei 34’377.81 Punkten aus dem Handel. Der S&P 500 konnte nach anfänglichen Verlusten leicht um +0.3% auf 4'363.80 Zähler zulegen. Besser lief es an der Technologiebörse Nasdaq; der Nasdaq 100 schloss +0.77% höher bei 14'774.60 Punkten.
JPMorgan überzeugte mit einem kräftigen Gewinnanstieg. Die Grossbank verdiente im Q3 mit USD 3.74 je Aktie (Konsens USD 3.00) oder Netto USD 11.69 Mrd. knapp 25% mehr als in der Vorjahresperiode. Das starke Gewinnplus stützte sich aber auch auf die Auflösung von Kreditrückstellung im Umfang von rund USD 2 Mrd.
Die Aktienbörsen in Asien tendierten einmal mehr uneinheitlich. Während der Nikkei in Tokio um rund +1.3% zulegte, fiel der Hang Seng-Index in Hongkong um etwa-1.5%. Der Shanghai Composite blieb praktisch unverändert. Auch hier stehen vor allem die Inflationssorgen im Zentrum. So meldete China den stärksten Anstieg der Erzeugerpreise seit Beginn der Erhebung 1996.
Im gestern Abend veröffentlichten Protokoll der letzten Federal Open Market Committee (FOMC)-Sitzung vom 21. bis 22. September bekräftigte die US-Notenbank, dass sie eine baldige Drosselung der Anleihekäufe als angemessen einstuft. Das «Tapering» könnte bereits Mitte November oder Mitte Dezember beginnen. Das Wertpapierkaufprogramm könnte dann Mitte 2022 auslaufen, sollte die konjunkturelle Erholung weiter voranschreiten. Obwohl der Konjunkturausblick aufgrund der Probleme in den globalen Lieferketten, einer zähen Erholung am Arbeitsmarkt und der anhaltenden Pandemie gefährdet scheint, kommt das Fed vor allem wegen des zunehmenden Inflationsdrucks immer mehr unter Druck, gegenzusteuern.
Nachdem die Teuerungsrate in den USA im Sommer bis auf +5.4%, resp. das höchste Niveau seit rund 13 Jahren, gestiegen war, ging sie im August leicht auf +5.3% zurück. Im September nun hat der Inflationsdruck wieder zugelegt und die Verbraucherpreise sind auf Jahressicht um +5.4% gestiegen. Bisher zeigte sich das Fed entspannt und geht, wie die Europäische Zentralbank (EZB), von einem temporären «Überschiessen» aufgrund von Basiseffekten aus. Es mehren sich aber immer mehr Stimmen, die mit einem länger anhaltenden Inflationsanstieg rechnen. Die Kern-Inflationsrate blieb jedoch immerhin im September mit +4.0% unverändert.
Getrieben durch den Basiseffekt bei den Energiepreisen ist in Deutschland die Teuerungsrage der Konsumentenpreise im September auf +4.1% gestiegen und überschritt damit erstmals seit Dezember 1993 die 4%-Marke. Für Energie mussten die Privathaushalte auf Jahressicht +14.3% mehr berappen. Heizöl hat sich dem deutschen Statistikamt zufolge innerhalb eines Jahres um rund +75% verteuert und Benzin kostet etwa +28% mehr. In Deutschland wirkt zudem die seit Jahresbeginn zu entrichtende CO2-Abgabe sowie die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung nach. Aber nicht nur Energie ist massiv teurer geworden, sondern auch die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im September durchschnittlich um knapp +5%.
Nach Ansicht der EU-Kommission müssen Unternehmen und Privathaushalte möglichst schnell vor den rasant steigenden Energiepreisen geschützt werden. EU-Energiekommissarin Kadri Simson stellte hierfür eine sogenannte «Toolbox» vor, die angewendet werden könne, ohne gegen die europäischen Wettbewerbsregeln zu verstossen. Die Brüsseler Exekutive schlägt beispielsweise vor, dass EU-Länder direkte Zahlungen, Steuererleichterungen und Subventionen für kleine Unternehmen anwenden könnten. Mittelfristig brauche die EU aber Reformen, um den europäischen Energiemarkt auf lange Sicht robuster zu machen.
Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) stellt der schwer angeschlagene chinesische Immobilienkonzern «Evergrande» eine Gefahr nicht nur für die chinesische Wirtschaft, sondern auch für die globale Finanzstabilität. In dem soeben veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht warnt der IWF, dass China zwar kurzfristig über Instrumente verfüge. ernsthafte Auswirkungen auf die Wirtschaft zu verhindern, längerfristig müsse Chinas Regierung aber die Rahmenbedingungen für die Umstrukturierung und Insolvenz von Unternehmen stärken.
MEZ | Land | Indikator | Letzte Periode |
09:00 | SP | Verbraucherpreise (September, J/J) | +4.0% |
14:30 | USA | Erzeugerpreise (September, J/J) | +8.3% |
14:30 | USA | Erstanträge Arbeitslosenversicherung (wöchentlich) | 326'000 |
Land | Unternehmen | Periode |
CH | Temenos | Q3 |
DE | Hannover Rück | Investoren-Tag |
GB | Rio Tinto | Q3 |
USA | Citigroup | Q3 |
USA | Bank of America | Q3 |
USA | Morgan Stanley | Q3 |
USA | Wells Fargo | Q3 |
USA | US Bancorp | Q3 |
USA | Alcoa | Q3 |
USA | United Health | Q3 |
USA | Walgreens Boots Alliance | Q4 |
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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG
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