Vor zwei Jahren hat die Staatengemeinschaft an der Klimakonferenz in Paris ihr weltweites Klimaschutzübereinkommen verabschiedet. Eines seiner wichtigsten Ziele ist die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius. Der Weg zu diesem Ziel ist noch weit – und nicht frei von Hindernissen. Aber er muss gelingen – und bei der Finanzindustrie geht man gerade in grossen Schritten in die richtige Richtung.
Die USA haben unter Präsident Donald Trump ihren Rückzug aus dem Paris Abkommen bekanntgegeben – ein herber Rückschlag. Doch die übrigen Staaten liessen sich durch diese Entscheidung nicht beirren. Nach der Ankündigung folgte das Bekenntnis von China, dass man sich dem Ziel des Pariser Abkommens verpflichtet fühlt und Massnahmen erarbeitet, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Die EU liess verlauten, dass sie eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung des Paris Abkommens einnehmen, die Wirtschaft kohlenstoffarm ausrichten und in eine Kreislauf-Wirtschaft umfunktionieren will. Auch im Bereich nachhaltige Finanzen will sie neue Massstäbe setzen. Dafür hat sie im Oktober 2016 die High Level Expert Group on Green and Sustainable Finance (HLEG) ins Leben gerufen. Das Ziel dieses Gremiums ist es, die Entwicklung einer umfassenden EU-Strategie für nachhaltige Finanzen zu unterstützen, um Nachhaltigkeit in die EU-Finanzpolitik zu integrieren. Die HLEG soll der EU-Kommission Vorschläge unterbreiten, wie dieser Schritt gelingen und die Stabilität des Finanzsystems vor Umwelt- und Klimarisiken gesichert werden kann.
In einem im Juli 2017 veröffentlichten Interim Report der HLEG werden zwei Gebote für das europäische Finanzsystem aufgestellt. Erstens muss die Finanzstabilität gestärkt werden, indem langfristige finanzielle, aber auch ökologische, soziale und Governance Risiken gemessen und bewertet werden. Zweitens muss der Beitrag des Finanzsektors zu nachhaltigem und inklusivem Wachstum verbessert werden, insbesondere durch Investitionen in die Infrastruktur und in Innovationen sowie in einen beschleunigten Übergang zu einer kohlenstoffarmen und ressourcenschonenden Wirtschaft.
Darüber hinaus enthält der Report acht Empfehlungen, welche die EU-Kommission in der einen oder anderen Form berücksichtigen wird:
Die Empfehlung der HLEG zu den treuhänderischen Pflichten von institutionellen Investoren und Vermögensverwaltern beinhaltet ausdrücklich die Berücksichtigung von ESG-Kriterien. Bereits im November 2017, noch vor der Publikation des finalen Berichts der HLEG, initiierte die EU-Kommission eine Konsultation zu diesem Thema. Dabei soll die Meinung interessierter Kreise eingeholt werden, welche in die Arbeiten der EU-Kommission einfliessen soll. Dies lässt darauf schliessen, dass die EU-Kommission die Etablierung eines nachhaltigen Finanzsystems rasch vorantreiben will.
Die EU sieht sich somit klar als führende Akteurin im Bereich Nachhaltigkeit. Sie will wirtschaftlichen Wohlstand mit Umweltverträglichkeit und sozialer Nachhaltigkeit verknüpfen. Zudem ist für sie klar, dass es das Ziel der Nachhaltigkeit sein muss, auf ein Finanzsystem zu bauen, das Wachstum auf eine längerfristige, nachhaltige Weise fördert – somit sollten sich auch die Zentralbanken künftig stärker mit dem Thema auseinandersetzen.
Finanzinstitute, die sich bisher noch nicht mit dem Thema befasst haben, sollten dies nun schleunigst nachholen, um nicht ins Abseits zu geraten. Denn neben regulatorischen Vorgaben in einzelnen Ländern, wie in Frankreich mit dem Artikel 173 des Energiewende Gesetzes, gibt es bereits Vorstösse auf EU-Ebene, z.B. die EU-Richtlinie für Pensionsfonds (IORP II), die vorsieht, ESG-Kriterien in die Investmentrichtlinien zu integrieren, oder das neue Auskunftsrecht für Aktionäre.
Wir können davon ausgehen, dass die EU bis zum Inkrafttreten des Paris Abkommens 2020 neue gesetzliche Bestimmungen implementieren will, um ihr Ziel, führend im Bereich Nachhaltigkeit zu sein, zu erreichen.
Ursula Finsterwald ist Group Sustainability Managerin der LGT. Ihre Blogbeiträge werden daher das Thema Nachhaltigkeit von allen Seiten behandeln: den Aspekt der Ressourceneffizienz ebenso wie Innovationen und das Denken in Generationen. In ihrer Freizeit ist sie vor allem in der Natur anzutreffen: auf dem See, in den Bergen und auf dem Bike. Das Interesse des Klassikfans für Wirtschaft, Geschichte und Politik spiegeln sich auch in ihren Blogbeiträgen wider.
Dieser Beitrag ist Teil einer Serie von Artikeln zum Thema „Nachhaltiges Investieren“, die LGT auf ihrer Nachhaltigkeitsseite im Internet veröffentlicht. Folgen Sie LGT auf Linkedin und Sie sind aktuell informiert, sobald ein neuer Nachhaltigkeits-Beitrag erscheint.